The Alters Review – zwischen Story, Survival und Basenbau

Stell dir vor, du, namentlich Jan Dolski genannt, strandest durch einen Vorfall auf einem Planeten, deine ganze Crew ist tot und dir bleibt nichts anderes übrig als mit einer Substanz namens „Rapidium“ von dir alternative Versionen – die sogenannten »Alters« – zu erschaffen, um den ganzen Schlamassel irgendwie zu überleben. Was das für dich bedeutet und welche Ausmaße das annimmt, wird in diesem SciFi-Survival-Story-Basenbau-Abenteuer zu einer einzigartigen Kombination.

Disclaimer: Ich durfte bereits ca. über eine Woche vorab The Alters auf der PS5 spielen und habe knapp an die 45h Spielzeit nun hinter mir. Danke an die 11bit Studios für den Review-Key!

Der simple Anfang und das Gameplay

Wer die Demo bereits gespielt hat, dürfte den Anfang bereits schon kennen. Ihr strandet auf einem Planeten, stellt fest, die Crew ist tot, ihr seid der Einzige der noch lebt und müsst irgendwie überleben. Dazu ihr findet eure Basis, merkt das diese in einem recht desolaten Zustand ist und bekommt erstmal seicht die Krise.

In den ersten Stunde lernt ihr dabei die wichtigsten Mechaniken und Begriffe kennen. Wie ihr eure Basis pflegt, wie ihr Ressourcen fördern könnt, wie ihr Items craftet und was zum Teufel hier eigentlich los ist. Während ihr das Grundlegende erfahrt, seid ihr schon mittendrin in einer, wie ich finde, echt coolen Story, wo ich überrascht war, wie komplex sich diese noch entfaltet.

Es dauert auch nicht lange und der erste Punkte ist erreicht, an dem ihr allein nicht mehr weiterkommt. Denn ihr habt ein technisches Problem und wisst nicht weiter. Eine Lösung muss her! Per Videotelefonie – ok eher per Grisselglitchtelefonat – erfahrt ihr von einem Unbekannten, das ihr das auf dem Planeten gefundene Rapidium untersuchen sollt. Denn dies ist, wie sich herausstellt, erforderlich um genau das zu machen, was dann folgt. Ihr klont euch! An dieser Stelle mag ich ein paar Details auslassen, den die Entwickler haben anfangs schon einen coolen Gag eingebaut. Will nix spoilern XD

Im weiteren Spielverlauf klont ihr euch dann nicht nur einmal, sondern erschafft euch eine ganze Crew aus Versionen von euch selbst. Das ist creepy und cool zugleich und zudem super ausgearbeitet. Vor allem in den Gedankensträngen. Dazu unten mehr!

Währenddessen müsst ihr dann immer wieder einige Ressourcen (u.a. Metalle, Rapidium, organische Ressourcen, Polymere, etc.) an Bergbau-Außenposten fördern, die zum Bau wichtiger Gerätschaften, Räume und zum Freischalten von Gameplay-Mechaniken wichtig sind.

Eine runde Sache: Die Basis mit Basenbau

Neben der coolen Story müsst ihr, wie bereits erwähnt, auch stets eure Basis pflegen und verwalten. Das heißt, neue Räume hinzufügen oder die bestehenden in der Anordnung verändern, das Lager ausbauen, euren „Alters“ Aufgaben geben und hin und wieder Reparaturen durchführen.

Schon mal Basis-Tetris gespielt?

Die Basis selbst ist dabei ein rundes Gebilde, ähnlich eines riesigen Rades mit haufenweise Containern innen drin (den Räumen) die an Gestängen befestigt sind. Diese verschiebt ihr immer mal und baut diese auch mit Upgrades aus. Dazu müsst ihr Forschung betreiben und gewisse Dinge craften. Ein paar Elemente sind dabei nicht verschiebbar. Wie das runde Teil in dem Bild.

Wenn ihr euch in der Basis selbst befindet, ist die Kamera immer in einer seitlichen Draufsicht. Außer bei Dialogen oder den Telefonaten, da geht es direkt mit der Kamera an die Figuren.

Die Mischung machts

The Alters schafft es in seiner Komplexität einen Flow hineinzubekommen, der meiner Meinung nach, nie langweilig wird. Entweder fordert ihr Ressourcen, entdeckt irgendwas, führt Gespräche, müsst Reparaturen in den einzelnen Räumen durchführen, Essen kochen, Bierpong spielen, euch um eure Alters kümmern oder im Quantencomputer sich mit den alternativen Lebensträngen der Alters beschäftigen.

Dabei wechseln sich die Parts von Story, Verwaltung der Basis, Erkundung der Hubs (Open World) und auch Freizeitaktivitäten angenehm ab. Später wird durch Einfälle der Alters und auch der Forschung so manches leichter, komfortabler und auch effizienter.

Wenn ihr für eine Aufgabe oder fürs Craften bzw. Reparaturen Ressourcen braucht, findet ihr diese zum Großteil in den Hub-Open-Worlds. Da baut ihr quasi ein Netz an Bergbau-Außenposten auf und fördert dort jeweils die Materialien. Und ja, selbst diese Außenposten müssen in der Basis gecraftet werden. Aber das geht am Anfang durch Ressourcen, die ihr unterwegs einfach einsammelt. Diese Außenposten dienen dann auch gleichzeitig als Schnellreisepunkte, damit ihr nicht jedes Mal erst dahin laufen müsst.

Das ist die Karte mit der hub-artigen Open World.

Dabei steht ihr entweder selbst an den Außenposten und „arbeitet“ – dies wird dann immer in einem Zeitraffer dargestellt – oder ihr lasst eines eurer erschaffenen Alters da arbeiten. Dabei könnt ihr am Tag nur in einer gewissen Zeitspanne arbeiten, da Abends ab einer gewissen Zeit die Strahlung zu hoch ist. Zeit für Arbeiten oder Freizeit in der Basis selbst. Und auch das verändert sich, Stichwort „nahender Sonnenaufgang“.

In diesen Hub-Bereichen, die pro Akt komplett anders aussehen, findet ihr auch noch einige andere Geheimnisse oder – ich nenne sie mal komische Anomalien, die ihr dann mit eurem Wissenschaftler besprecht und einige Dinge dabei herausfindet. Erkundung lohnt sich also!

Die Alters mit Persönlichkeit

Die namensgebenden Klone eurer Selbst haben alle im Quantencomputer ihren eigenen Gedankenstrang, sogenannte „Branches“, wo ihr bestimmte Stationen des Lebens nachlesen könnt. Diese Stationen werden auch immer wieder mal in Dialogen aufgegriffen und genutzt, um das Verhältnis zu einem selbst zu verbessern oder die Laune zu steigern.

Diese Gedankenstränge sind mit viel Liebe zum Detail gestaltet.

Dabei hat jeder Alter eine spürbar andere Persönlichkeit. Ob der Techniker, der Wissenschaftler, der Arbeiter, der Arzt, der Psychologe und und und. Mit allen führt ihr recht tiefgründige Gespräche, aber auch einfach Gespräche, die die Verbindung intensivieren. Ich finde es zwar cool, das alle Klone von einem ihre eigene Persönlichkeit haben und diese auch ordentlich ausgearbeitet ist, aber an manchen Ecken schrammen sie ganz knapp an Klischees vorbei.

Eine Runde Bierpong? Macht echt Spaß das Minispiel.
Warum nicht Abends mit den Alters einen Film schauen?

Neben den Dialogen sollte man auch darauf achten, bestimmte Bedürfnisse zu erfüllen. Sei es mit dem Bau eines Schlafsaals, damit ordentlicher Schlaf gewährleistet ist, der Wunsch Abends etwas Freizeit zu haben, gutes Essen und auch mal ein nettes Minispielchen zu spielen. Sonst werden sie entweder krank, verweigern die Arbeit oder werden einfach stinkig. Dabei musst du als unfreiwilliger Anführer den ganzen Laden irgendwie am Laufen halten. Es ist aber nicht so, das es nervig wird. Auch wenn die Alters mal etwas mehr arbeiten müssen oder mal keinen Schlaf kriegen, machen sie ihr Ding.

Während dem Spielen könnt ihr jederzeit jedem Alter – wie oft werde ich dieses Wort jetzt wohl noch schreiben? – eine Aufgabe zuweisen. Wenn ihr das nicht tut, machen sie halt das, was sie denken, was das nächstbest logische ist. Wenn die Alters dann fertig sind, melden diese sich dann und schlagen euch eine neue Aktivität vor, die ihr denen dann zuweisen könnt.

Wie werden diese den nun erschaffen? Dafür müsst ihr »Rapidium“ abbauen und im Quantencomputer jeweils einen Branch auswählen. Nach dem Betätigen von »Erschaffen« wird im Gebärmutter-Raum dann ein neuer Klon eben halt erschaffen. Dies wird mit einer echt coolen Sequenz eingeleitet. Dabei seid ihr beim Aufwachen dabei, sprecht mit ihm und gebt erste Anweisungen.

Story Dialoge und die Telefonate

Zuallererst, das Spiel hat keine deutsche Sprachausgabe, dafür aber deutsche Texte. Kann für manche etwas anstrengend sein, wenn man nicht gern viel Lesen mag, und ja, in dem Spiel gibt es viel zu lesen. Ich selber kam damit relativ gut zurecht.

Die Story wird meistens im Kommunikationsraum vor einem dicken Display fortgeführt, wo ihr links oben das Bild der Person seht, mit dem ihr sprecht, ansonsten aber ein nur fettes Gegrissel seht. Neben Figuren aus eurer Firma „Ally Corp“, redet ihr auch mit eurer Ex-Frau, Ansprechpartnern für Probleme und habt dabei immer die Möglichkeit mit ?-Fragen mehr über die Situation bzw. die Welt zu erfahren.

Die Dialoge sind dabei durchweg gut geschrieben und behandeln echt interessante Themen. Die Personen reden nicht zu viel und nicht zu wenig. Aber auch ohne UT, hatte ich immer das Gefühl fast alles zu verstehen.

Überleben kann stressig, spannend, cool, aber auch nervig sein.

The Alters, darauf wird man im Spiel auch hingewiesen, ist zum Großteil ein Survival-Spiel. Was nichts anderes heißt, dass es gewisse Ereignisse gibt, u.a. das Nähern der Sonne, vermehrte Planetaktivität, magnetische Stürme oder ganz simpel, dass euch Materialien ausgehen und ihr schlicht keinen Proviant mehr produzieren könnt und das dann zum Aus führt. Spiel vorbei.

Ich habe es zweimal nicht geschafft eine gewisse Situation zu meistern, was dann im vorzeitigen Ende des Spiels resultiert. Dann kommt ein Bildschirm mit vorherigen Spielständen, und ihr könnt paar Tage zurückspringen, um es besser zu machen. The Alters speichert dabei immer die letzten Spielstände und ab einem gewissen Speicherlimit werden dann die ältesten gelöscht. Ihr könnt aber Spielstände markieren, die auf jeden Fall gespeichert bleiben.

Mit der Zeit lernt man aber gewisse Situationen richtig einzuschätzen und dementsprechend zu handeln und eure Mitstreiter die nötigen Aufgaben zu geben. Man arbeitet auch auf gewisse Story-Beats zu, die man dann schleunigst angehen sollte. Ich habe mich einmal zu dolle auf das Managen der Basis fokussiert und wusste nicht mehr, was es bedeutet, wenn die Sonne da ist. Ja, brutzel brutzel, alle tot. Das könnte für manche Spieler, die eher sehr entspannt spielen wollen, durchaus stressig werden, wenn nicht sogar nervig. Ihr müsst also bereit sein, auch mal 1-2h auf was hinzuarbeiten und das fokussiert zu machen.

Ich habe den Survival-Aspekt aber dennoch nicht als nervtötend empfunden. Eher als spannenden Part und der Abwechslung ins ohnehin schon abwechslungsreiche Gameplay bringt. Hier war das Zauberwort, wenn es man einmal weiß, ist es recht smooth zu händeln.

Die Technik zwischen AA und AAA

The Alters läuft auf der Unreal Engine 5 und das auf der PS5 in smoothen 60fps im Performance-Modus. Gibt aber auch einen Quality-Modus, der das Ganze in 4K darstellt, dafür aber in 30fps. Ich persönlich habe im Performance Modus gespielt und finde das Spiel sieht echt toll aus. Dabei habe ich keinerlei Ruckler erlebt und Bugs sind mir seitdem ebenfalls nicht aufgefallen.

Die Open-World glänzt mit stimmungsvollen Panoramen, einer dichten Atmosphäre und ich hatte hier und da leichte Death Stranding Vibes. Die Räume der Basis sind sehr detailliert gestaltet und die Zwischensequenzen könnte man fast schon als Kunstwerke bezeichnen. Allein wie kunstvoll diese Gedankenstränge dargestellt sind oder die Sequenz, wenn ein neuer Alter erschaffen wird. Not bad!

In die UI des Spiels habe ich mich irgendwie verliebt. Ich mag den Style und die Farbgebung aus Schwarz und diesem Pink. Alles recht stylish gestaltet. Großer Pluspunkt an der Stelle! Was ich mir noch Wünsche, das man die Schrift noch einen Grad höher stellen könnte. Ich habe schon eine Brille auf und dennoch Probleme gehabt, manches zu lesen. Vor allem die Texte im Handbuch und die Untertitel.

Es gibt aber auch Dinge, die fand ich etwas komisch. Bei Dialogen haben die Figuren einen komischen Schein im Hintergrund und manchmal schliert die Grafik etwas. The Alters läuft aber stets flüssig und die Grafik schwankt zwischen AA und AAA. Alles in allem ein hübsches Spiel.

Haben die Figuren immer eine Lampe im Rücken?

The Alters hat auch Schwächen

Neben den vielen coolen Dingen fand ich das Gameplay aber auch manchmal etwas unnötig kompliziert gestaltet. Paar Beispiele: Man muss, um bestimmte Wege zu gehen, Steine aus dem Weg schaffen. Dazu braucht man einen Bohrer und dazu Bohrerkartuschen. Diesen Bohrer kann man aber nicht einfach vor diese Steinwand stellen, nein er muss an einem bestimmten Punkt stehen. Warum? Oder warum muss ich das Teil erst herstellen. Als festes Werkzeug wäre das viel cooler.

Dann gibt es, wie ich bereits erwähnte, diese Bergbau-Außenposten für bestimmte Materialien. Da musst du vorher erst mit Pylonen einen bestimmten Bereich abstecken, um den tiefsten Punkt eines Vorkommens zu entdecken, dann kannst du auf einem Kreis die Außenposten platzieren und mit der Basis, mit Strom-Pylonen verbinden. Dieses abstecken gestaltet sich aber etwas fummelig und der tiefste Punkt ist erst nach 2–3 Mal manchmal erst gefunden. Da hätte ich mir einen Handscanner gewünscht, der von mir aus piept, wenn man dem Vorkommen näher kommt, anstatt immer erst 5 Pylonen zu verteilen.

Dann würde ich gerne bestimmte Items, die man anfertigen soll, gerne anpinnen können. Ich bin nicht gerade gut beim Spielen mir bestimmte Zahlen zu merken. Also habe ich bei den Brückenankern (eine Story-Aufgabe) ständig nachgeschaut, was ich wovon benötige, da ich es nicht anpinnen kann.

Ich könnte mir auch oft die Anordnung der Räume nicht merken, was im Suchen der Räume ausartete. Das kann in hitzigen Story-Abschnitten schon mal stressig werden. Keine Sorge, in den Aufzügen ist jeweils links und rechts ein Hinweis welcher Raum da ist.

Zudem hatte ich manchmal das Gefühl, wenn ich den Alters eine Aufgabe gab, das die das nicht machten und eher im Schlafsaal rumhangen. Sind alles Dinge, die man in Zukunft mit Quality of Life-Updates verbessern kann. Während der Review-Phase kamen auch immer mal Updates herein. Also der Entwickler ist da stetig hinterher. Ein Day1-Patch soll ja zum Release ebenfalls noch folgen. Auch wenn ich das Gefühl hatte, das dass Spiel in einem guten Zustand ist.

Bisheriges Fazit: Cooles SciFi-Storygame mit haufenweise Abwechslung und Tiefgang

Trotz der Schwächen kann ich jedem empfehlen sich The Alters anzuschauen. Die Komplexität, die tiefgründige Story und der Mix aus Survival sowie Basenbau haben es mir angetan. Das Spiel schwebt von der Quali dabei zwischen AA und AAA, holt aber einiges aus seinem Budget heraus.

Wer sich also für Themen wie das Klonen, Weltall, Anomalien, Schicksale und das erkunden fremder Welten sowie zukünftige Technologien und Quantencomputing interessiert, sollte auf alle Fälle mal reinschauen.

Gefühlt ist The Alters bei mir eine 88 😉

The Alters gibt es ab 13. Juni für 34.99eur (oder 49.99 Deluxe Edition) auf PS5, Xbox Series X und PC. Xbox Spieler können es direkt Day One im Game Pass zocken. Die physische Edition erscheint am 18. Juli.