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REDstream (30.10.2025) mit Mike Pondsmith – Zusammenfassung und Transkript

Am 30.10.2025 fand erneut ein REDstream statt. Zu Gast: Erfinder des Cyberpunk Table-Top-Rollenspiels und Legende Mike Pondsmith himself. Die beiden Moderatoren redeten mit ihm locker über die Lore, das Spiel an sich beantworteten Fragen aus dem Chat.

Ich habe hier für euch eine Zusammanfassung inkl. dem kompletten Transkript in Deutsch. Dies wurde mithilfe von KI aus dem Video ausgelesen und aufbereitet.

Zusammenfassung des Streams

Transkript

Amelia: Hallo und willkommen in Night City. Heute haben wir eine besondere Folge, die sich viele von euch gewünscht haben. Bevor wir ins Detail gehen: Ich bin Amelia und moderiere heute. Bei mir ist eine neue Co-Moderatorin, die ihr noch nicht kennt – Laura Bisel, unsere Senior Community Managerin – und der einzig wahre „Maximum Mike“, Mike Pondsmith, der Schöpfer von Cyberpunk.

Mike: Eigentlich bin ich einer von drei verschiedenen „Max Mikes“, und wir wechseln uns ab, damit die Attentäter mich nicht finden. Funktioniert ganz gut.

Amelia: Wir sind heute live. Wenn ihr Fragen habt, schreibt sie in den Chat. Es gibt heute allerdings keine Neuigkeiten oder Ankündigungen – wir feiern einfach Cyberpunk. Wir sind fast beim fünften Jubiläum von 2077. Also bleibt freundlich im Chat. Vielleicht fällt uns später noch etwas für euch ein.

Mike: Fünf Jahre – verrückt. Kommt mir vor wie gestern. Es waren fünf spaßige Jahre, und wir sind noch lange nicht fertig. Es gibt noch Arbeit.

Amelia: Guter Übergang zu meiner ersten Frage an dich, Mike. Die Reise begann in den späten Achtzigern mit Cyberpunk 2013, dann 2020. Was hat dich damals inspiriert, diese Welt zu erschaffen?

Mike: Am Anfang war es gar keine „Welt“. Ich wollte einfach ein Spiel machen – im Grunde mein Lieblingsfilm „Blade Runner“ als Spiel. Dann merkte ich, dass ich die Regeln für Replikanten nicht sauber hinbekomme. Ich bin großer Noir-Fan – tragische Coolness – und zugleich Technik-Nerd. Bei Talsorian kann jeder bestätigen: Wenn es etwas Neues und Verrücktes gibt, bringe ich es ins Büro. Ich habe also geliebte Elemente zusammengeworfen und Konzepte skizziert. Den Namen „Night City“ hatte ich, als ich nachts über die Bay Bridge nach San Francisco fuhr: Lichtermeer, Regen, Neon – die Stadt kommt nachts heraus. Night City. Städte sind nachts anders; man beobachtet Menschen wie in einem Film. Kombiniert mit dem Achtziger-Technikkern ergab das am Ende unseren Ton. Das brauchte Zeit und entwickelte sich.

Riley: Welcher Teil der Cyberpunk-Welt macht dir am meisten Angst?

Mike: Dass wir sie tatsächlich gerade bauen. Mein Sohn stichelt, weil vieles, was wir beschrieben haben, passiert ist. Wir bewegen uns in Richtung Entmenschlichung; Kräfte wollen das. Dabei übersehen wir, dass Menschen Gemeinschaft bilden. Sie wissen bloß oft nicht, dass andere dasselbe wollen. In der Cyber-Zukunft verlieren wir das und akzeptieren, dass sich nichts ändern lässt. Cyberpunk ist eine Dystopie – mit einer besonderen Form von Hoffnung: Du rettest nicht die Welt, aber du kannst die Menschen und Dinge retten, die dir etwas bedeuten. Du wählst deine Ziele und kämpfst dafür.

Amelia: Du hast mal gesagt: Cyberpunk geht nicht darum, die Menschheit zu retten, sondern sich selbst.

Mike: Das gilt weiterhin. Gegen Megakons oder Regierungen gewinnst du nicht, indem du blind dagegenläufst. Du schmiedest Allianzen und suchst dir, was du wirklich retten kannst. Weltrettung ist etwas für Superhelden. In Cyberpunk bist du ein „Low-Yield-Superheld“ – deine Fähigkeiten sind Verlängerungen der Technologie. Du wirst keinen Superman-Moment haben. Aber du kannst die lokale Gang aus deinem Viertel vertreiben oder dafür sorgen, dass deine Nachbarschaft bekommt, was sie braucht. Ihr seid Cyberpunks: Ihr rettet nicht die Welt – ihr rettet eure Leute.

Sensign: Wie fühlt es sich an, etwas, das du vor so vielen Jahren erschaffen hast, nun als Videospiel zu sehen, das weltweit so aufgenommen wurde?

Mike: Komisch. Man schreibt im Vakuum und hofft, dass es jemand liest. Als 2013 kam und dann 2020, war es, als säße ich auf einer Welle, und plötzlich reihten sich die besten Surfer hinter mir ein – viele Verlage machten Ähnliches. Bis 2020 waren wir gut im Lauf. Ich dachte, besser wird’s nicht. Dann ging eine Edition nach Polen, und ein paar Leute sagten: „Wir wollen ein Videospiel.“ Das hat alles metastasiert: Kleidung, Musik, Kunst, Schmuck, Actionfiguren – die wollte ich immer. Ich habe nicht alles erschaffen; ich habe einen Punkt gesetzt, an dem viele andocken konnten. Manchmal werde ich an unerwarteten Orten erkannt – etwa beim Tesla-Kauf meiner Frau. Da merkte ich: Die Leute haben es aufgegriffen und laufen damit los – und ich darf zusehen.

Amelia: Gab es etwas im Spiel, wo du dachtest: „Genau so habe ich mir das vorgestellt“ – oder komplett daneben?

Mike: „Komplett falsch“ nie, weil ich durchgängig beteiligt war. Hätte ich nur die Lizenz gegeben und ihr wärt weggegangen, wäre es anders. Ich hatte Videospielerfahrung (z. B. Matrix Online) und wusste, was in einer Dystopie funktioniert. Einmal zeigte mir jemand „silberne Sci-Fi-Blaster“. Ich: „Nein. Cyberpunk-Waffen sind große, böse, schwarze Dinger, mit vielleicht kleinen Lichtern wie Augen. Keine Sci-Fi-Blaster – moderne Waffen, zwei bis drei Stufen hochgedreht.“ Danach stellte ich das groß dem Team vor – auch im Krakauer Studio – und alle hörten zu. Deshalb war das Ergebnis später kein Überraschungsschock, sondern das, worüber wir die ganze Zeit gesprochen hatten. Das gilt bis heute: Man zeigt mir, woran gearbeitet wird – neue Iterationen, TV/Radio-Sachen – und fragt nach meiner Meinung.

Dur260: Wie hast du die detaillierte Weltgeschichte entwickelt?

Mike: Wir machen Hausaufgaben. Viele Bücher: Geschichte, Soziologie, aktuelle Technologien. So siehst du Trends und kannst glaubwürdige Zukünfte ableiten. Es gibt nicht unendlich viele Pfade. Manchmal kommen kuriose Dinge – wir schrieben von Kriegen und einer Seuche, und am nächsten Tag dachte ich: „Oh.“ Leute sagen, ich „sage Dinge voraus“. In Wahrheit ist vieles da; man setzt es wie ein Modellbausatz zusammen: Fahrzeuge – welche Arten? Nahrung – überbevölkerte Welt, stärker verarbeitet: wie sieht die aus? Unsere Art-Direktorin und das Team bauten etwa Lebensmittel-Konzerne; am Ende hatten wir die Firma, die „Kibble“ macht – nicht aus der Luft gegriffen, sondern zusammengesetzt aus Beobachtungen.

Amelia: Und beim Cyberware-Design – was hat dich inspiriert, und welche Cyberware würdest du selbst wollen?

Mike: Ich habe tatsächlich schon etwas „Cyberware“ bekommen: In meiner Familie gibt es Katarakte. Meine Ärztin riet zu Linsenimplantaten. Sie fragte mich: „Welche Sehstärke wollen Sie?“ Operation war schmerzlos; ein Medikament wischte das Kurzzeitgedächtnis weg. Zehn Minuten später: neue Linsen, mehr Helligkeit – wie ein Cyberauge. Solche Technik – inklusive Maschinen, die Linsen der Wahl einsetzen – ist irre. Heute gibt es Designs mit Foto-Funktionen, sogar Farbwechsel. Ich habe meiner „Ripperdoc“ ein „Kiroshi Optics“-Neonschild geschenkt – passte.

Laura: Hast du auch einen Fixer?

Mike: Ich bin oft selbst der, der „fixt“. Mein Fixer ist Rob – der Talsorian-Gegenpart zu Amelia. Er und Amelia koordinieren, wo ich sein muss. Business macht meine Frau.

Amelia: Wenn du Cyberpunk heute neu entwickeln würdest – würdest du etwas ändern?

Mike: Schwer bei „Nahe-Zukunft-Geschichte“ – man rennt immer der Realität davon. In den späten 80ern erfand ich den „Agenten“: im Kern ein Telefon, das Programme (Apps) lädt – also ein kleiner Computer, der Fotos macht, Dinge steuert. Mein Sohn sagt: „Du hast das Smartphone erfunden.“ Naja. Grundsätzlich: Technologie wird billiger, benutzbarer; Leute nutzen sie auch „unerlaubt“. Das hat gepasst. Soziologisch ebenfalls: Megakonzerne sind real und oft mächtiger als Regierungen. Vieles war von Anfang an auf dem richtigen Pfad.

ElectricSoda: Der Slang in deiner Welt wirkt organisch. Wie hast du ihn entwickelt, ohne dass er gezwungen klingt?

Mike: Ich habe bewusst „L33t-Speak“ vermieden – altert schnell. Slang wächst aus dem, was er beschreibt. Vieles entstand organisch im Spiel. Sprache wird von Menschen gemacht; versucht man zu „erzwingen“, klingt es verkrampft. „Chum/Choomba“ etwa: Ich suchte etwas Multikulturelles; später hörte ich Freunde, die es tatsächlich benutzten – es erfüllte ein Bedürfnis, Zugehörigkeit auszudrücken. Australischer und britischer Slang sind ergiebig. Wichtig war: keine „cringe“-Begriffe, die peinlich altern.

Amelia: Du warst Radiohost und DJ – jetzt auch in Night City (107.3 Morro Rock). Wie ist das?

Mike: Einfacher, weil ich in-game keine Carts stecken und Playlists timen muss. Ursprünglich sollte ich Dex sprechen – ich habe ihn in L.A. aufgenommen. Boris (Audio-Lead) mochte meine Stimme, meinte aber: „Als Dex stirbst du zu früh.“ Also bot er mir einen DJ an, der Verschwörungen und geheime Infos streut. Perfekt – so konnte ich Hinweise verstecken, die Spielende draußen nachrecherchieren.

Amelia: Wie sah dein V aus – am Anfang und später?

Mike: Männlich, schwarz, kurze Dreads, Lederlook, Nomade, große automatische Rifle und viele Pistolen. Ich bekam vor Release zu spielen. Corpo probierte ich, passte nicht. Streetkid war mir zu nah am Nomaden ohne Fahren – und ich wollte fahren. Bei Talsorian haben wir ein riesiges Setup; ich cruise oft einfach durch Night City, Sonnenaufgang „jagen“, bis in die Badlands. In frühen Builds gab’s mal einen Bug: Ich saß im Auto im T-Pose – ohne Hose. Wurde gefixt. Female V erinnerte mich stark an meine Tochter – das war… ungewohnt. Mein Nomade fährt jetzt am liebsten den MaiMai; den habe ich bei einer Mission entdeckt – man kann auf Veranden fahren und aus dem Auto heraus schießen, Treppen hoch, Polizei kann nicht folgen. Ich hätte gerne eine ganze Garage voller MaiMai mit verschiedenen Lackierungen.

Amelia: Wie war es, Keanu Reeves und Idris Elba im Spiel zu haben?

Mike: Eine Geschichte: Amelia wollte mir nicht sagen, wer Johnny spielt – nur: Band, dunkle Haare, Schauspieler. Meine Frau tippte am Abend: „Keanu Reeves.“ Am nächsten Tag löste es sich – ja, Keanu. Lustig: „Der netteste Mensch der Welt spielt einen Riesen-Arsch.“ Wenn meine Tochter Alt „Johnny Silverhand“ heimgebracht hätte… na ja. Aber Keanu spielt Johnny mit Tiefe – ein zutiefst kaputter Mensch, der seit der Kindheit nie wirklich ein Leben hatte; Alt ist die Einzige, bei der er sich sicher fühlte. Später schauten wir bei Talsorian Edgerunners im Binge. Großartig und herzzerreißend. Danach zeigten sie mir den Phantom-Liberty-Trailer. Ich sah Reed und dachte: „Das sieht sehr nach Idris Elba aus – kriegen wir Ärger?“ Es war Idris. Beide passen perfekt, wollten diese Figuren auch wirklich spielen – das merkt man. Keanu würde gern zurückkehren; ich hätte Ideen, wie.

Amelia: In welchem Bezirk würdest du wohnen, wenn Night City real wäre?

Mike: In dem, wo es das zweistöckige Apartment gibt, das später als Lucy/Davids Wohnung bekannt wurde – großartige Aussicht, zwei Ebenen. Ich würde eine Katze und wohl ein Leguan halten, Gitarre in die Ecke – kleiner Rockerboy-Moment.

Amelia: Lieblingsfigur im Cyberpunk-Universum (auch 2020/RED)?

Mike: Morgan Blackhand. Nicht, weil er „der Ober-Badass“ ist – sondern weil er eigentlich völlig normal ist. Militär, zurück, Job bei Militech, professioneller Killer in einer Welt, in der Menschen sich ohne Grund töten – er bekommt immerhin Geld. Er muss unauffällig sein – mein mentales Bild war immer George Clooney in seinen mittleren Jahren: gut aussehend, aber „Business-normal“. So kommt man überall rein.

Amelia: Größte kreative Lektion aus all den Jahren?

Mike: Erstens: Es gibt viele richtig dumme Ideen, die nie aufs Papier sollten. Zweitens: Eine gute Idee nützt nichts, wenn das Publikum ihr nicht folgen will. Beispiel „Cyberpunk v3 (B3)“: Ich wollte Transhumanismus und wie Medien/soziale Medien dir erlauben, in deiner gewählten Realität zu leben. Interessant – aber für viele nicht greifbar. Optisch nutzte ich damals Action-Figuren-Art, um Menschen bewusst „künstlicher“ wirken zu lassen (heute würde man wohl KI-Art nutzen). Das Konzept ging nicht auf. Lehre: Du probierst etwas; klappt es nicht, verstehst du warum, akzeptierst es und gehst weiter.

Miss Metaverse: Sind KIs in Cyberpunk missverstanden oder von Natur aus gefährlich?

Mike: Kommt darauf an. „Soulkiller“ erzeugt menschliche Bewusstseine im KI-Raum – mit all den menschlichen Schwächen. Die generativen KIs in Cyberpunk sehen die Welt anders: Alles, was Menschen brauchen, erledigen sie mit einem Zehntel ihrer Rechenleistung und kümmern sich dann um „ihr eigenes Geschäft“. Das macht Menschen Angst: KIs wollen nicht, was wir wollen, und sie sind nicht kontrollierbar. Dann gibt es die „Rabids“ – entfesselt von Rache Bartmoss: verrückte KIs, die dich zerreißen würden. Schlechte PR für KI. Also haben wir drei: Rabids, generative KIs und die durch Soulkiller entstandenen. Alt sitzt in der Mitte und versucht zu vermitteln. Rache mag Alt nicht, fürchtet sie aber – sie ist schlauer und wohl bessere Coderin. Alt war von Anfang an als „kein Opfer“ geschrieben: Entführt? Ihr erster Gedanke ist Gegenangriff. Hätte Johnny sie nicht zu früh ausgesteckt, wäre sie in ihren Körper zurück, mit einem Arasaka-Milliarden-Hack auf der Flucht.

Amelia: Wir sind fast durch mit der Zeit – letzte Worte?

Mike: Drei Dinge. Erstens: Kümmert euch um die Menschen um euch herum und wisst genau, um wen – ihr werdet harte Entscheidungen treffen müssen. Zweitens: Technologie ist ein Werkzeug. Es ist nicht Selbstzweck. Nutzt sie, aber legt sie auch weg – euer Verstand kann Dinge, die das Telefon nicht kann. Drittens: Ich bin ein Typ, der Spiele schreibt – keine Superkräfte. Also: Geht raus und macht eure eigene Legende. Nutzt Technologie klug und steht für eure Leute ein. Dann seid ihr okay.

Amelia: Danke dir im Namen des Teams und der Community fürs Dabeisein.

Mike: Danke fürs Einladen. Das sollten wir wiederholen – ich rufe Rob an.

Amelia: Das war’s für heute. Folgt uns in den sozialen Medien – und schaut bei Talsorian vorbei. Bis zum nächsten Redstreams – wir sehen uns in Night City.

Wie CD Projekt Red zu Cyberpunk 2077 kam – Lizenz, Leute, Visionen

Als im Sommer 2012 die Ankündigung erfolgte, dass CD Projekt Red an einem AAA-Rollenspiel unter dem Label „Cyberpunk“ arbeiten würde, war die Überraschung groß. Nicht nur wegen der ambitionierten Natur des Projekts sondern vor allem wegen der Frage: Warum gerade CD Projekt Red? Wie kam das polnische Studio an die Lizenz von Mike Pondsmiths Pen-and-Paper-Universum?

Dieser Artikel beleuchtet, Schritt für Schritt, wie aus einem Kult-Rollenspiel-Setting der 1980er und einem aufstrebenden polnischen Entwicklerstudio ein Großprojekt wurde – mit kreativer Ambition, Lizenz-vertrag, strategischer Entscheidung und nicht zuletzt einer Portion Enthusiasmus ehemaliger Tabletop-Fans.

Die Ausgangslage: Mike Pondsmith, Cyberpunk und die Tabletop-Ära

Mike Pondsmith machte sich in den späten 1980er Jahren mit seinem Rollenspiel „Cyberpunk“ einen Namen: ein düsteres, technologiegesättigtes Zukunfts-Szenario, geprägt von Klassenspaltung, Megakonzernen und Körpermodifikation. Das Genre war klar: High Tech trifft Low Life. In einem Interview erinnert sich Pondsmith daran, wie stark er sich vom Film ­Blade Runner inspiriert fühlte – nicht primär wegen der SciFi-Technik, sondern wegen der Noir-Atmosphäre, deren Stimmung er als tragenden Teil des Cyberpunk-Genres beschreibt.

Der Erfolg des Pen-and-Paper-Systems führte zur Marke „Cyberpunk“ mit diversen Editionen („Cyberpunk 2020“, „Cyberpunk RED“) und einem vielfältigen Lizenz- und Medien-Kosmos. Dabei behielt Pondsmith über seine Firma R. Talsorian Games die Kontrolle über geistiges Eigentum, Lizenzvergaben und insbesondere über die Weiterentwicklung seines Universums.

Erste Schritte zur Kooperation: 2012 als Wendepunkt

Im Jahr 2012 bröckelte die Ruhe. CD Projekt Red – bisher vor allem bekannt für The Witcher – kündigte am 30. Mai 2012 ein neues Projekt an: „basierend auf Mike Pondsmiths Cyberpunk-System“. Damit war erstmals offiziell öffentlich, dass CDPR Plant, eine Großproduktion unter diesem Marken-Label zu entwickeln.

Nur wenige Monate später, im Oktober 2012, erfolgte eine weitere offizielle Veröffentlichung: der Name des Spiels – Cyberpunk 2077. Damit war klar: CDPR beanspruchte nicht einfach ein Remake oder eine eng an die Vorlage gebundene Umsetzung, sondern eine eigene Vision im Cyberpunk-Universum – mit einem neuen Zeitpunkt (2077) und damit einem deutlichen Zeitsprung gegenüber den früheren Tabletop-Editionen.

Die Vorproduktion von Cyberpunk 2077 begann nach The Witcher 2 und bereits 2012 wurde Pondsmith angesprochen; CDPR sendete ihm eine Kopie von The Witcher 2: Assassins of Kings zur Begutachtung, woraufhin er zustimmte. Somit war der Lizenzvertrag de facto in Arbeit.

Warum CD Projekt Red? Die Wahl des Lizenzpartners

Eine zentrale Frage in dieser Geschichte lautet: Warum entschied sich Pondsmith für CDPR ausgerechnet? Immerhin existierten zahlreiche Spielestudios mit größerem Budget oder Ruf. In Interviews sagt Pondsmith, er habe viele Studios abgelehnt. Viele davon hätten das Label „Cyberpunk“ als modisches Etikett gesehen – aber nicht die „Seele“ des Universums verstanden.

Pondsmith sah bei CDPR Menschen, die mit seinem Pen-and-Paper-Spiel aufgewachsen waren, die es tatsächlich gespielt hatten. Er zitiert: „Polen war damals noch hinter dem Eisernen Vorhang … ich dachte, da sitzen fünf Leute, die das Ding mal lesen, bevor die Stasi die Tür aufbricht … aber es waren CD Projekt.“ Die Begeisterung und Kenntnis der Vorlage überzeugten ihn.

Für CDPR war dieser Deal ebenso eine strategische Entwicklung: Man wollte nicht nur Geldverdienen mit einem bekannten Label, sondern eine eigene Welt schaffen – und zwar im Rahmen eines Studios mit eigener Entwicklertradition (u. a. The Witcher). Der Lizenzvertrag war also nicht nur ein formaler Akt, sondern Teil eines kreativen Selbstverständnisses.

Lizenzvereinbarung & kreative Rahmenbedingungen

Die öffentlich verfügbaren Daten zur Lizenzvereinbarung sind rar – aber klare Eckpunkte lassen sich rekonstruieren: CDPR erwarb das Recht, Inhalte des Cyberpunk-Universums ab dem Jahr 2077 umzusetzen. Pondsmith blieb zugleich Inhaber der Rechte für die früheren Zeit­linien (z. B. vor 2077) und behielt Einfluss als Berater. Pondsmith war als Consultant eingebunden: Er war nicht im täglichen Betrieb, jedoch für grundlegende kreative Fragen mitverantwortlich.

Dieses Modell bot Vorteile: CDPR hatte Freiraum für ihre Vision (Zeitpunkt, Stadterneuerung, Mechaniken), zugleich blieb die Verbindung zur Herkunft intakt. Für Pondsmith bedeutete es: sein Universum wurde respektiert, nicht einfach übergestülpt – und er bewahrte die Kontrolle über die früheren Zeitalter.

Der Zeitsprung ins Jahr 2077 war eine bewusste Entscheidung, kein Zufall. Er bot CDPR die Möglichkeit, Klassiker-Motivik (Cyberware, Konzerne, Stadtlandschaften) weiterzudenken, ohne sich strikt an die Tabletop-Lore binden zu müssen. So entstanden eigene Narrative, eigene Technikvisionen, eigene Versionen von Night City.

Entwicklung im Studio: Von The Witcher zu Night City

Nachdem die Lizenz klar war, begann im Hintergrund bei CDPR die Entwicklungsarbeit an Cyberpunk 2077. CDPR-Leveldesigner Max Pears sprach über die Herausforderung: Eine neue Stadt, neue Perspektive (First Person), neue Mechaniken (Hacking, Fahrzeug-Fahrten), kombiniert mit der typischen CDPR-Erzählstärke. Das Ziel war nicht nur ein Rollenspiel mit Cyberpunk-Skin, sondern ein eigenständiges Erlebnis.

Bis heute sehr beeindruckend. Night City in Cyberpunk 2077

Die Reduktion auf ein bekanntes Label allein genügte nicht – CDPR setzte auf eine eigene Engine (REDengine 4), ein hochkomplexes Setting („Night City“) und eine Mischung aus Action, Erzählung, Erkundung. Schon in Interviews wurde betont: „Wir wollten uns selbst testen“. Dieses Selbstbild spielte eine Rolle bei der Wahl des Partners: kein Lizenznehmer, sondern Entwickler mit Anspruch.

Der frühere IP-Kontext und die Bedeutung des Genres

Hinter dieser Lizenz-Geschichte steckt auch das größere Bild: Cyberpunk als Genre kehrte zur „richtigen“ Zeit zurück. In einem Wired-Interview sagt Mike Pondsmith: „Wir haben eine cyberpunkigere Welt als jemals zuvor“ – mit zunehmender Unsicherheit, Machtverschiebungen und technologischer Bedrohung. Für ihn war das neue Spiel nicht nur ein Unterhaltungsprodukt, sondern quasi eine Aktualisierung einer Warnrunde: Eine Dystopie, die den realen Entwicklungen voraus ist.

Dieses Kontext-Gesicht machte die Zusammenarbeit relevant: CDPR und Pondsmith sahen in Cyberpunk 2077 nicht nur Marktpotenzial, sondern eine Gestaltungsaufgabe. Und so wurde das Lizenzprodukt auch eine Art Statement – über Macht, Technik, Körper und Gesellschaft.

Internes Team und Visionsbildung

Im Studio formierte sich ein Team, das mehrere Jahre an dem Projekt arbeitete. CDPR war zu diesem Zeitpunkt kein kleines Studio mehr – nach The Witcher 3 verfügte man über Erfahrung mit großen Produktionen. Doch Cyberpunk 2077 bedeutete für CDPR einen tieferen Sprung: neue Perspektive, neue Technik, größerer Anspruch.

Der RPG-Klassiker aus dem Hause CDPR: The Witcher 3: Wild Hunt

Aus verfügbaren Interviews weiß man, dass das Team mit der Vorlage vertraut war – nicht nur als Lizenzgeber, sondern als Fans. Der kreative Rahmen war offen: Wer wird der Held? Welche Mechaniken? Welche Stadt? Welche Konflikte? In dieser Freiheit lag die besondere Herausforderung: Das Balance-Spiel zwischen Respekt vor der Vorlage und dem Anspruch einer eigenen Vision.

CDPR setzte bewusst auf das Jahr 2077, damit man nicht von Beginn an gegen eine Fixstruktur kämpfen musste. Stattdessen entstand Night City als Mischung aus futuristischen Elementen und realer Stadtkultur – ein Spiegel unserer eigenen urbanen Zukunft. Die Vorlage lieferte das Grundgerüst (Konzerne, Cyberware, Klassenkampf), CDPR füllte es mit Details, Architektur, Personen und Erzählung.

Öffentlichkeit, Marketing und Lizenznachweis

Mit der offiziellen Ankündigung 2012 begann der öffentliche Aufbau: Trailer, Präsentationen (z. B. E3) und Gespräche mit Pressemedien. Die Lizenzpartnerschaft war Teil dieser Kommunikation: Pondsmith erschien in Interviews („My wife guessed they had Keanu Reeves“) – ein Hinweis darauf, wie groß man dachte. Auch Öffentlichkeitsarbeit nutzte die Verbindung: Ein größerer Name (Pondsmith) plus ein Studio mit guter Reputation (CDPR) gleich Vertrauen beim Publikum.

Die Kommunikation war klar: Nicht einfach „wir machen Cyberpunk“, sondern: „Wir arbeiten mit dem Schöpfer“; „Wir haben die Lizenz ab 2077“; „Wir denken das Universum weiter“. Damit wurde die Herkunft betont und zugleich die Erweiterung.

Risiken und Kontext – was nicht Teil dieser Geschichte ist

Es gilt anzumerken: Der konkrete Lizenzvertrag bleibt nicht vollständig öffentlich. Finanzielle Aspekte, genaue Rechteverteilung, Revenue-Share, regionale Rechte – all das ist nicht umfassend dokumentiert. Auch die Rolle, die Pondsmith tatsächlich während der Entwicklung gespielt hat, ist teils retrospektiv berichtet worden.

Zudem stehen in der öffentlichen Wahrnehmung nach der Veröffentlichung von Cyberpunk 2077 Diskussionen über Qualität, Verzögerungen, technische Probleme und Vertrauen.

Lizenz als Kooperationsmodell – und nicht als Transaktion

Die Geschichte, wie CD Projekt Red an Cyberpunk 2077 kam, ist nicht die Geschichte eines schnöden Lizenzdeals – sondern die von zwei Partnern, die eine gemeinsame Vision teilten. Mike Pondsmith wählte nicht einfach einen großen Namen, sondern ein Studio mit Leidenschaft. CDPR nutzte die Lizenz nicht nur als Marke, sondern als Plattform für eigene Erzählungen.

Die Vereinbarung war strukturiert: Rechte ab 2077 für CDPR, früheres Universum unter Pondsmith – ein klarer Schnitt und dennoch Verbundenheit. Der Zeitsprung bot kreative Freiheit. Die Entwicklungsarbeit bei CDPR stellte technische und narrative Ansprüche, die über eine simple Anpassung hinausgingen.

Für Entwickler, Lizenzgeber und Publikum ergibt sich daraus eine wichtige Lehre: Wenn ein Lizenzprojekt gelingt, dann weil nicht nur Rechte vergeben wurden, sondern weil Beteiligte ein gemeinsames Verständnis des Materials haben – Fans oft als die besten Lizenznehmer. Und weil nicht nur die Marke, sondern die Haltung zählt.

Für dich als Leser bleibt: Die Herkunft von Cyberpunk 2077 liegt im Moment der Entscheidung – 2012 – und im Satz: „Wir sind Fans.“ Genau das machte den Unterschied. Eine Marke wurde nicht nur genutzt – sondern weitergedacht.

Quellen:

Presseveranstaltung, auf der CDPR erstmals ein AAA-RPG auf Basis von Mike Pondsmiths „Cyberpunk“-System ankündigt.
https://en.cdprojektred.com/news/the-future-is-bright-for-cd-projekt/

Langes Feature über Pondsmiths Verbindung zu Polen und seine Zusammenarbeit mit CDPR.
https://www.wired.com/story/cyberpunk-mike-pondsmith-interview/

Pears über Unterschiede zu The Witcher 3, Designansatz, Immersion und Perspektive.
https://www.pcgamer.com/cyberpunk-2077-interview-we-wanted-to-test-ourselves-as-a-studio-to-make-a-game-so-different-than-the-witcher/

Bestätigung, dass CDPR und RTG an einer durchgehenden Timeline von 2013–2077 arbeiten.
https://rtalsoriangames.com/2020/06/01/cyberpunk-red-faq/

Übersicht der Projektgeschichte, Ankündigungen, Entwicklungsdaten.
https://de.wikipedia.org/wiki/Cyberpunk_2077

Hintergrund zu Storystrukturen und Entscheidungsmechaniken.
https://www.pcgamesn.com/cyberpunk-2077/life-paths

Fachinterview über Level-Design-Philosophie bei CDPR.
https://80.lv/articles/level-design-in-cyberpunk-2077/

Wie Mike Pondsmith die Zukunft erfand – und sie in ein Rollenspiel packte

Michael Alyn „Mike“ Pondsmith wurde 1954 in Kalifornien geboren, mitten in einer Zeit technologischen Aufbruchs. Seine Familie zog oft um, sein Vater diente in der Air Force, und Mike lernte früh, sich an neue Umgebungen anzupassen. Vielleicht war es genau diese Rastlosigkeit, die ihn später so treffsicher machte, wenn es darum ging, Welten zu entwerfen, die ständig im Wandel sind.

Nach der Schule studierte er Grafikdesign und Verhaltenspsychologie an der University of California in Davis. Zwei Fachrichtungen, die auf den ersten Blick wenig miteinander zu tun haben, aber rückblickend perfekt erklären, warum seine Spiele so gut funktionieren. Sie sind visuell stark und psychologisch präzise. Pondsmith interessiert sich nicht nur für das, was Spieler sehen, sondern auch für das, was sie fühlen.

University of California in Davis

Seine ersten Jobs waren bodenständig. Er arbeitete im Verpackungsdesign, gestaltete Layouts und lernte Druckprozesse kennen. Doch in seiner Freizeit experimentierte er mit Regelwerken, die bald sein Leben verändern sollten. Denn Mike Pondsmith war kein gewöhnlicher Designer. Er war ein Geschichtenerzähler, der Regeln als Narrative verstand.

Von Mecha zu Menschen

1984 veröffentlichte Pondsmith sein erstes Spiel: Mekton. Inspiriert von japanischen Mecha-Serien, war es eines der ersten Rollenspiele, das Anime-Ästhetik in spielmechanische Form brachte. Die Resonanz war positiv, und kurz darauf gründete er seinen eigenen Verlag: R. Talsorian Games, benannt nach seinem Sohn Cody Talsorian.

Mekton (1984)

Ein paar Jahre später folgte Teenagers from Outer Space, ein humorvolles Rollenspiel über Aliens und Highschool-Drama. Damit zeigte Pondsmith, dass er sich nicht auf ein Genre festlegen wollte. Er konnte sowohl episch als auch albern, düster wie verspielt. Doch es sollte nicht lange dauern, bis er die dunkle Seite der Zukunft entdeckte, die ihn berühmt machen würde.

Willkommen in der „Dark Future“

1988 erschien Cyberpunk: The Roleplaying Game of the Dark Future. Der Titel war schlicht, die Wirkung enorm. Statt Drachen, Elfen und Magiern lieferte Pondsmith eine Welt voller Konzernmacht, kybernetischer Körper, Datenkriege und moralischer Grauzonen. Seine Helden waren keine Auserwählten, sondern Söldner, Hacker, Fixer und Rockerboys. Menschen, die in einem System überleben mussten, das sie längst aufgegeben hatte.

Cyberpunk: The Roleplaying Game of the Dark Future (1988)

Die Vorlage war klar: Blade Runner, Neuromancer, Akira. Aber Pondsmith machte etwas Eigenes daraus. Er verband Stil mit Substanz, Coolness mit Kritik. Cyberpunk war für ihn kein ästhetischer Trend, sondern eine Warnung. Eine Vision davon, was passiert, wenn Technologie schneller wächst als Empathie.

Das zugrunde liegende Regelwerk, Interlock, war schnell, elegant und filmisch. Doch das, was das Spiel besonders machte, war nicht die Mechanik, sondern die Welt. Night City, die fiktive Metropole an der kalifornischen Küste, war kein Ort, sondern ein Zustand. Sie atmete Verfall, Gier und Sehnsucht, ein Spiegelbild dessen, was Pondsmith in der realen Welt beobachtete.

Die Zukunft wächst weiter

Zwei Jahre nach dem Original erschien Cyberpunk 2020, und das Spiel erreichte eine neue Dimension. Quellenbücher, Stadtbeschreibungen und Konzernprofile erweiterten das Universum. Night City fühlte sich an wie ein echter Ort, bevölkert von Menschen, die zwischen Überleben und Auflehnung pendeln.

Pondsmith selbst betonte immer, Cyberpunk sei keine Vision einer besseren Welt, sondern eine Warnung. Wer die Chrome-Ästhetik nur cool fand, hatte den Punkt verfehlt. Seine Zukunft war nicht glamourös, sondern gebrochen. Und das machte sie glaubwürdig.

In den 2000ern versuchte Pondsmith, die Reihe neu zu definieren. Cyberpunk v3.0 war mutiger, experimenteller und visuell eigenwillig, aber auch umstritten. Viele Fans mochten die Richtung nicht. Doch Pondsmith blieb gelassen. Für ihn war die Zukunft nie statisch, sie veränderte sich mit der Gesellschaft.

2020 kehrte er mit Cyberpunk RED zurück, das als Brücke zwischen Cyberpunk 2020 und Cyberpunk 2077 fungiert. Es spielt im Jahr 2045 und erklärt, was zwischen den beiden Welten geschah. Eine clevere Verbindung von klassischem Pen-and-Paper und moderner Popkultur.

Cyberpunk RED (2020)

Vom Spieltisch auf den Bildschirm

Als CD Projekt RED die Videospieladaption ankündigte, war die Skepsis groß. Doch Pondsmith blieb ruhig. Er wusste, dass die Entwickler verstanden hatten, worum es bei Cyberpunk wirklich geht. Nicht um Waffen oder Implantate, sondern um Macht, Kontrolle und die Frage, was vom Menschen übrig bleibt, wenn er sich selbst digitalisiert.

Er arbeitete als Berater, half beim Worldbuilding und achtete darauf, dass Ton und Themen mit seiner ursprünglichen Vision übereinstimmten. Im Spiel selbst hat er einen Gastauftritt als Radiomoderator „Maximum Mike“. Eine charmante Selbstreferenz, die zeigt, wie sehr er mit seiner Welt verwoben ist.

Trotz des schwierigen Starts 2020 lobten viele Spieler die Tiefe und Authentizität der Welt. Night City war kein Ort, der den Spieler umarmt, sondern einer, der ihn verschlingt. Genau das war Pondsmiths Intention.

Cyberpunk in Deutschland

Auch im deutschsprachigen Raum ist Pondsmiths Werk längst angekommen. Der Verlag Truant Spiele veröffentlicht die offizielle deutsche Version von Cyberpunk RED. Das Regelwerk, ergänzt um Schnellstarter und Erweiterungen, brachte die Dark Future in hiesige Wohnzimmer.

Bemerkenswert ist, dass viele Spieler über das Videospiel den Weg zum Pen-and-Paper gefunden haben. Sie wollen mehr von der Welt, die sie aus 2077 kennen, und gestalten sie selbst. Das ist vielleicht die größte Stärke von Pondsmiths Arbeit. Sie funktioniert in jedem Medium. Seine Welt ist flexibel, lebendig und offen für Interpretation.

Haltung, Humor und Vermächtnis

Mike Pondsmith hat nie den Fehler gemacht, Technologie blind zu feiern. Er liebt Fortschritt, aber er misstraut ihm. Cyberpunk ist für ihn keine Verherrlichung, sondern eine Reflexion. Seine Spiele zeigen, was passiert, wenn Menschen Systeme erschaffen, die sie irgendwann nicht mehr verstehen.

Dabei verliert er nie seinen Humor. In Interviews scherzt er oft, dass seine Dystopie gar keine Zukunftsvision mehr sei, sondern eher eine Dokumentation. Wenn Konzerne Daten kontrollieren und Menschen sich in digitale Räume flüchten, dann, so sagt er, habe er wohl einfach zu genau hingesehen.

Heute gilt Pondsmith als einer der großen Visionäre des Game-Designs. Seine Arbeit inspirierte Spiele wie Deus Ex, Observer oder Ghostrunner. Er lehrte Entwickler, dass Stil und Inhalt keine Gegensätze sind. Dass Coolness und Haltung zusammengehören.

Er unterrichtet heute Game Design, spricht auf Konferenzen und leitet weiterhin R. Talsorian Games. Nach vier Jahrzehnten hat er immer noch denselben kreativen Hunger.

Mike Pondsmith hat den Cyberpunk nicht erfunden, aber er hat ihm eine Stimme gegeben. Seine Spiele sind keine Flucht vor der Welt, sondern eine Linse, durch die man sie klarer sieht. Zwischen Neonlicht und Schatten erzählt er von Macht, Moral und Menschlichkeit.

Vielleicht ist das sein größtes Vermächtnis. Er hat uns keine Zukunft versprochen, sondern eine Warnung ausgesprochen. Und die klingt heute lauter denn je.

Release-Liste von Mike Pondsmith

Steckbrief in aller Kürze

Vollständiger Name: Michael Alyn Pondsmith
Geburtsjahr: 1954
Geburtsort: Kalifornien, USA
Beruf: Game Designer, Autor, Grafikdesigner, Dozent
Bekannt für: Schöpfer des Pen-&-Paper-Rollenspiels Cyberpunk und Gründer von R. Talsorian Games
Aktive Jahre: seit 1984
Wichtige Werke: Mekton, Teenagers from Outer Space, Cyberpunk 2013/2020/RED, Cybergeneration, Castle Falkenstein
Unternehmen: R. Talsorian Games (gegründet 1985, gemeinsam mit seiner Frau Lisa Pondsmith)
Rolle bei CD Projekt RED: Berater und Lore-Koordinator für Cyberpunk 2077; Cameo-Auftritt als Radiomoderator „Maximum Mike“

Auszeichnungen (Auswahl):

Weitere Tätigkeiten:

Lebensmotto: „Cyberpunk war nie eine Utopie. Es war immer eine Warnung.“


Quellen:

Mike Pondsmith – Wikipedia
https://en.wikipedia.org/wiki/Mike_Pondsmith

A Founding Father of Cyberpunk Isn’t Surprised By Its Comeback (WIRED)
https://www.wired.com/story/cyberpunk-mike-pondsmith-interview/

Origins Awards Hall of Fame – Michael Pondsmith
https://www.originsawards.net/hall-of-fame

Black in Gaming Awards – Winners (inkl. Jerry Lawson Lifetime Achievement Award für Mike Pondsmith)
https://butwhytho.net/2020/09/black-in-gaming-award-winners-revealed/

Cyberpunk RED – Truant Spiele (deutsche Ausgabe)
https://truant.com/produkt/cyberpunk-red

Cyberpunk RED Jumpstart Kit – RTalsorian Games (Ankündigung/Status)
https://rtalsoriangames.com/2019/11/26/jumpstart-kit-sold-out/

The R. Talsorian Crew – Studioseite mit Mike Pondsmith
https://rtalsoriangames.com/the-r-talsorian-crew/

Maximum Mike – Cyberpunk Wiki
https://cyberpunk.fandom.com/wiki/Maximum_Mike

Mike Pondsmith – Cyberpunk Wiki
https://cyberpunk.fandom.com/wiki/Mike_Pondsmith

Cyberpunk 2077 – Mike Pondsmith about Cyberpunk World (YouTube, offizieller Auftritt)
https://www.youtube.com/watch?v=xYxt7cwDk4E

Inside the Star-Studded Soundtrack to Cyberpunk 2077 (Pitchfork, Kontext zur Adaption)
https://pitchfork.com/thepitch/inside-the-star-studded-soundtrack-to-cyberpunk-2077

Cyberpunk 2077 Revives the Dystopian Fears of the 1980s (WIRED, Kontext/Analyse)
https://www.wired.com/story/cyberpunk-2077-review-1980s-nostalgia

Cyberpunk 2: Das Sequel ist offiziell in Vorproduktion – aber der Weg wird lang

Mit dem Cyberpunk-RPG geht es weiter – das war nach Phantom Liberty und der späten Erfolgskurve von 2077 kaum noch die Frage. Spannend waren eher „wann“ und „wie“. Antwort, Stand 28. Mai 2025: CD Projekt hat den Codenamen Project Orion offiziell als „Cyberpunk 2“ bezeichnet und den Wechsel in die Vorproduktion bestätigt.

Federführend ist das neue Boston-Studio von CDPR North America; dort sitzt ein Kernteam um Game Director Gabe Amatangelo und Associate Game Director Paweł Sasko. Eine Veröffentlichung liegt dennoch weit weg: CDPR verweist auf typische 4–5 Jahre von der Vorproduktion bis Release – damit reden wir realistisch über ein Ziel Ende der 2020er bis frühe 2030er.

Was ist offiziell?

(Stand: 14. Oktober 2025)

Mini-Zeitstrahl

Was lässt sich daraus schließen?

Quelle: Webseite CDPR.

Wie wird Cyberpunk 2 aussehen?

Jetzt wird’s spekulativ – und spannend. Fest steht: Die REDengine geht nach Phantom Liberty in den Ruhestand. Zu viele Baustellen, hoher Ressourcenbedarf, ein holpriger Launch: Am Ende überwogen die Nachteile.

Den Staffelstab übernimmt die Unreal Engine 5. Der Wechsel bringt klare Pluspunkte:

Was heißt das fürs Spiel selbst? CDPR hebt mit jedem Projekt den Anspruch. Der Sprung von The Witcher 3 zu Cyberpunk 2077 war enorm – und genau so ist erneut ein spürbarer Qualitätsschub zu erwarten: weiterentwickelter Artstyle, sichtbar höhere Grafikqualität und zugleich ein klar eigener Look, der nicht „nach Standard-UE5“ wirkt. Dass man manchen Titeln ihre Engine ansieht, weiß CDPR – und wird Cyberpunk 2 gestalterisch unverwechselbar halten.

Zum Appetithappen passt dieses „Concept Video“ hervorragend: Es zeigt, wohin die Reise gehen könnte – und mal ehrlich: Nach solchen Bildern will man sofort mehr Night City.

Der Titel ist etwas irreführend, da es noch ein Unreal Engine 5 Gameplay gibt. Dennoch interessant, anzuschauen.

Was wird sich verbessern?

CDPR wird das bewährte Dialog- und Quest-Gerüst kaum über Bord werfen – im Gegenteil: Zu erwarten sind tiefere Verzweigungen, mehr situative Reaktionen auf Blickrichtung, Position und Spielfortschritt sowie sauberere Folgewirkungen über mehrere Akte hinweg. Das hat schon in 2077 gut funktioniert und dürfte nun konsequent ausgebaut werden.

Spannend wird die Perspektive: Viele Fans wünschten sich neben der Egoperspektive eine optionale Third-Person-Kamera. Technisch ist mit der neuen Engine eher machbar; sinnvoll wäre ein kontextabhängiger Einsatz (Ego für Nähe und Immersion, Third-Person für Übersicht, Erkundung, Parkour, Fahrzeug- und Social-Momente).

Feature-Kandidaten, die realistisch klingen:

Wie und wo wird das Sequel spielen?

Gesichert ist: Night City kehrt zurück. Darüber hinaus hat Cyberpunk-Erfinder Mike Pondsmith bei Digital Dragons 2025 angedeutet, dass wir „eine weitere Stadt“ besuchen werden. Deren Atmosphäre beschrieb er nicht als Blade-Runner-artig, sondern als „Chicago gone wrong“ – also eher wie ein heruntergekommenes, dystopisch gedachtes Chicago. Ein offizieller Name fiel dabei nicht; Pondsmith sprach explizit vom Gefühl des Ortes. Kurz: Night City bleibt, und eine zweite, von Chicago inspirierte Metropole ist sehr wahrscheinlich.

Mike Pondsmith: »Ich habe viel Zeit damit verbracht, mit einem der Enviroment Artists zu sprechen. Und er hat mir erklärt, wie der neue Ort in Orion, denn es gibt noch eine andere Stadt, die wir besuchen … Mehr verrate ich nicht, aber es gibt eine andere Stadt, die wir besuchen. Night City ist immer noch da.«

»Ich verstehe das Gefühl, das ihr anstrebt, und das funktioniert auch wirklich. Es fühlt sich nicht an wie Blade Runner, sondern eher wie ein abgerissenes Chicago. Und ich sagte: Ja, das kann ich mir gut vorstellen.« Quelle: GameStar

Wie wird es heißen?

Intern läuft das Sequel weiterhin unter dem Codenamen „Project Orion“. Öffentlich verwendet CD Projekt vorerst „Cyberpunk 2“kein finaler Titel, sondern eine Arbeitsbezeichnung, die die Kommunikation erleichtert und klarstellt: Es handelt sich um einen direkten Nachfolger. Der endgültige Name wird zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgegeben.

Was ist mit dem Multiplayer?

Cyberpunk 2077 war ein reines, storydriven Singleplayer-RPG. Beim Nachfolger steht die Tür für Mehrspieler-Elemente prinzipiell offen – offiziell ist aber nichts bestätigt. CD Projekt RED hat mehrfach signalisiert, künftig neue Wege für Online-Funktionen auszuloten. Ob, wann und in welchem Umfang das geschieht, bleibt abzuwarten.

Worauf es ankommt: Selbst wenn Mehrspieler kommt, dürfte Einzelspieler der Kern bleiben. Online-Funktionen müssten Ton und Immersion der Marke wahren. Realistisch ist auch, dass solche Inhalte zeitversetzt erscheinen – etwa nach Release – falls sie umfangreich ausfallen. Kurz: Mehrspieler ist möglich, aber nicht gesetzt.

Where is U2.4?

Night City bleibt schillernd und aktiv – auf dem Bildschirm wie darüber hinaus. Edgerunners 2 ist in Arbeit, parallel entsteht mit Anonymous Content ein Live-Action-Projekt im Cyberpunk-Kosmos. Collabs sorgen für Reichweite: Von Fortnite-Skins rund um V und Johnny bis hin zu geplanten Edgerunners-Events in Wuthering Waves und Lucys Auftritt in Guilty Gear: Strive.

Und obwohl die große Support-Phase eigentlich vorbei sein sollte, liefert CDPR weiter: Update 2.3 brachte im Juli AutoDrive, Delamain-Fahrten, neue Wagen und spürbare QoL- sowie Technik-Verbesserungen – Night City atmet also weiter. Wo bleibt also U2.4?

Letztes Update? Von wegen!
In Zusammenarbeit mit Anonymous Content entsteht ein Live-Action-Projekt.

Release und so. Sag mal was!

Stand jetzt befindet sich das Projekt seit 28. Mai 2025 in der Vorproduktion. Ab diesem Punkt dauern große AAA-Produktionen erfahrungsgemäß 4–5 Jahre. Heißt: Vor 2029/2030 ist mit einem Release kaum zu rechnen. Davor sind – wenn alles nach Plan läuft – frühestens 2027 erste Teaser oder kurze Auftritte auf großen Bühnen realistisch. Bis dahin gilt: Geduld – viel Geduld.

Kleiner Appell an CDPR zum Schluss.

So wird Vertrauen nicht nur zurückgewonnen, sondern gepflegt. Ich glaub’ an euch – nutzt dieses Vertrauen behutsam. Night City war erst der Anfang.

Quellenliste:

CD PROJEKT: „Cyberpunk 2“ wechselt in die Vorproduktion (28. Mai 2025)
https://www.cdprojekt.com/en/media/news/cd-projekt-wraps-up-the-beginning-of-2025/

Reuters-Bericht zur Vorproduktion („Cyberpunk 2“, Teamgröße, Kontext)
https://www.reuters.com/technology/polands-cd-projekts-cyberpunk-2-enters-preproduction-phase-2025-05-28/

CDPR North America (Boston): Team-/Leadership-Update zu Project Orion
https://www.cdprojekt.com/en/media/news/cyberpunk-2077-follow-up-codenamed-project-orion-grows-in-strength-at-cd-projekt-red-north-america/

UE5-Partnerschaft: CDPR wechselt strategisch auf Unreal Engine 5
https://www.cdprojekt.com/en/media/news/new-witcher-saga-announced-cd-projekt-red-begins-development-on-unreal-engine-5-as-part-of-a-strategic-partnership-with-epic-games/

CDPR & Epic: State of Unreal 2025 – Tech-Demo/Partnerschaftsstand
https://www.cdprojekt.com/en/media/news/cd-projekt-red-and-epic-games-present-the-witcher-4-unreal-engine-5-tech-demo-at-the-state-of-unreal-2025/

Mike Pondsmith über „zweite Stadt“ (Chicago-Vibe)
https://www.pcgamer.com/games/rpg/cyberpunk-2077-sequel-will-feature-a-second-city-that-feels-like-chicago-gone-wrong-says-mike-pondsmith/

Alternative Zusammenfassung zum „Chicago gone wrong“-Zitat
https://www.videogameschronicle.com/news/cyberpunk-2077s-sequel-features-a-second-city-that-feels-like-chicago-gone-wrong/

CDPR x Anonymous Content: Live-Action-Projekt (offizielle Meldung)
https://press.cdprojektred.com/en/news/1453/cd-projekt-red-partners-with-anonymous-content-to-develop-live-action-project

Edgerunners 2 offiziell angekündigt (Anime Expo 2025)
https://www.cdprojekt.com/en/media/news/cyberpunk-edgerunners-2-officially-announced/

The Verge zu Edgerunners 2 (Hintergrund & Tonalität)
https://www.theverge.com/news/698579/cyberpunk-edgerunners-2-anime-netflix-cd-projekt-red

Fortnite-Kollab (Bestätigung/Press coverage)
https://www.yahoo.com/entertainment/articles/fortnite-welcomes-cyberpunk-2077-characters-145821785.html

Cyberpunk 2077 – Update 2.3 Patch Notes (offiziell)
https://www.cyberpunk.net/en/news/51674/update-2-3-patch-notes

CDPR-News: Update 2.3 (Inhalte & Termin)
https://www.cdprojekt.com/en/media/news/update-2-3-for-cyberpunk-2077-arrives-july-17-alongside-ultimate-edition-launch-on-mac/

The Verge: Überblick zu Update 2.3 (AutoDrive/VRR/Tech)
https://www.theverge.com/news/708381/cyberpunk-2077-update-2-3-autodrive-vrr-consoles-patch

CDPR Halbjahresrückblick 2025 ( bestätigt: Preproduction „Cyberpunk 2“)
https://www.cdprojekt.com/en/media/news/cd-projekt-wraps-up-the-first-half-of-2025/

Das wünschen wir uns von Cyberpunk 2077 „Orion“

Der Nachfolger von Cyberpunk 2077 wurde vor einiger Zeit angekündigt, neben dem bloßen Codenamen „Orion“ ist bisher nicht viel bekannt. Außer das dieses Sequel in Boston entwickelt wird und auf der Unreal Engine 5 basieren wird. Aber darum soll es jetzt hier nicht gehen. Wir alle, die Cyberpunk 2077 gespielt und auch verfolgt haben, haben so ihre Wünsche für den Nachfolger. Was MUSS und sollte CD Projekt RED besser machen. Besprechen wir dazu mal ein paar Punkte.

1. Technisch besserer Zustand

Sprechen wir gleich mal den Elefanten im Raum an. Wir wissen alle, welch katastrophalen Zustand Cyberpunk 2077 zum Release hatte. Zum Glück ist das heute nicht mehr der Fall. Patch 1.5 hat dahingehend eine Kehrtwende herbeigeführt. Der Nachfolger muss aber – unbedingt – zum Release technisch ausgereifter und runder laufen. Bei kleineren Bugs sagt kein Spieler was. Aber das Fiasko darf sich nicht wiederholen. Positiv stimmt mich in der Hinsicht, dass anstatt der REDengine, ab sofort die Unreal Engine 5 der treibende Grafikmotor sein wird. Diese Engine ist weitaus besser optimiert und sogar ready für die NextGen Konsolen. CD Projekt RED hat zudem bei größeren Problemen Epic Games als starken Partner im Hintergrund.

2. NPCs mit Tagesabläufen

Wenn du in Night City einem NPC folgst, und ja, das haben wir alle gemacht (!), wirst du merken, die NPCs haben nicht wirklich einen Tagesablauf, sondern laufen ziellos durch die Open World. Ich wünsche mir explizit für den Nachfolger, der Immersion zuliebe, beinahe jeder NPC seine Wohnung hat, bestimmten Tätigkeiten nachgeht, zur Arbeit geht, etc. Ich habe letztens erst einen stillgelegten Bus in Night City gesehen – die 3D-Modelle sind also da – und dachte mir. Wie immersiv und cool wäre es, wenn da NPCs einsteigen und zu diversen Orten gebracht werden. Night City, würde mit Tagesabläufen soviel echter wirken!

3. Mehr Aktivitäten in der Open World

Night City ist brachial schön! Anders kann man es nicht sagen. Night City ist aber auch leider mehr Kulisse als lebende Stadt. Wir wären Autorennen, die man jederzeit fahren kann? Einen Ausflug mit einem Cyberheli? Kleinere Spiele – kann man bereits mit Roach Race – aber da geht noch mehr! Was ist mit Spaceflipper? Mit deiner Romanze ausgehen? Mit ihr Sex haben? Hier und da random eingestreute Ereignisse. Es gibt so viel, was man da machen kann!

4. Ehrlichere PR im Vorfeld

Der Hype um Cyberpunk 2077 war immens! Ach was sag ich, er war einfach krank! Das alles wurde aber durch die viel zu übertriebene PR seitens CD Projekt RED noch angeheizt und in den Köpfen der wartenden Spieler, wurden Erwartungen geweckt, die Cyberpunk 2077 schlichtweg nicht erfüllen konnte. Es wurde zu viel versprochen und wenig gehalten. Das muss beim Nachfolger anders werden. Sicherlich will man mit der PR im Vorfeld, Lust auf das Spiel machen. Aber das kann man auch, in dem nur das verspricht, was auch letztendlich gehalten wird. Nennt zudem ERST ein Release-Datum, wenn ihr dies halten könnt. 3-4 Verschiebungen machen misstrauisch und die Spieler werden beim neuen Teil so oder so skeptischer sein. Denn das müsst ihr noch beweisen, dass man draus gelernt hat.

5. Spätestens 1 Jahr nach Release neuer Story-Content

Im Jahr 2023 erscheint nun Phantom Liberty. Die erste und nach aktuellem Stand auch letzte Erweiterung für Cyberpunk 2077. Wir bekamen zwar hier und da eine Jacke, ein Auto, neue Waffen und paar Fixer-Aufträge. Aber wirklich neuen Story-Content gibt es jetzt erst 2 Jahre später. Und das nur, weil das Hauptspiel quasi erst fertiggestellt werden musste, um überhaupt über eine Expansion reden zu können. Ich freue mich riesig auf Phantom Liberty, muss aber auch sagen, dass man dafür echt lange warten musste. Zu lange! Ein Jahr nach dem Release hätte schon hier und da neue Quests auftauchen müssen, sowie neuer Content. Alles, was aber kam, waren 2 neue Jacken, ein Auto und paar neue Waffen.

6. Lifepaths die sich auf die Story auswirken

Die grundsätzliche Idee, der/dem eigenen V, einen Lifepath zu geben, ist cool. Keine Frage! Aber sind wir mal ehrlich. Mehr als die Änderung des Prologs und hier und da eine Dialogoption hat es nicht bewirkt. Die Lifepaths sollten Entscheidungen beeinflussen, neue Storystränge ergeben. Andere Möglichkeiten in sich birgen. Kurzum, es sollte Sinn machen, seinen Lebensweg auszuwählen.

7. Besseres Inventar

Die Gestaltung vom Inventar ist an sich cool gelungen. Doch ab einer gewissen Menge an Items wirds unübersichtlich. Da sollte vom Layout her was Besseres her. Wie wäre es z.Bsp. wenn man mehrere Items markieren könnte, um sie dann mit einem Mal alle zu zerlegen. Das wäre eines von vielen Verbesserungen. Bin kein UX Designer und ich denke, dass das Team von CDPR da noch einiges rausholt.

8. Fliegende Autos

Wer Cyberpunk sagt, muss auch BladeRunner sagen, muss auch fliegende Autos sagen! Das gehört zum Cyberpunk einfach dazu. Ja, es gab fliegende Fahrzeuge in Cyberpunk, aber die konnte man nie selbst steuern bzw. hat man nur in der Luft gesehen. Das dies echt cool ausschaut, zeigt eine MOD die das für Cyberpunk 2077 möglich macht. Sicherlich ist das auf den Konsolen von der Performance her schwierig und CDPR hatte seine Gründe. Aber das sollte mit der NextGen und der neuen Engine machbar sein 😉

In aller Kürze und Nice-to-have

Das war im groben meine Wunschliste für den Cyberpunk 2077 Nachfolger mit Codenamen Orion. Meine Blogging-Kollegin von Nerderlei.de hat dazu mal ihre Punkte in einem Artikel zusammengefasst und dieses Thema von einer anderen Seite beleuchtet. Schaut da mal vorbei!

Was habt ihr noch für Wünsche, die man im Sequel einbauen könnte? Schreibts bei Twitter in die Kommentare!

Das CD Projekt RED, was du kennst, wird es bald nicht mehr geben!

Am 4. Oktober 2022 war es mal wieder so weit, CD Projekt RED veröffentlichte erneut ein sogenanntes „Strategy Update„, in dem sie preisgaben, wie es mit den zahlreichen Franchises (The Witcher 3, Cyberpunk 2077, etc) weitergeht und was in den nächsten Jahren zu erwarten ist. Dabei wurde eines ziemlich klar: CD Projekt RED verändert sich! Aber so sehr wie die nächsten 5-10 Jahre, so grundlegend war dies noch nie.

Ein Entwickler im Wandel

Noch vor knapp 3-4 Jahren war CD Projekt RED für eines bekannt. Für die unfassbar erfolgreichen The Witcher Spiele, allen voran The Witcher 3: Wild Hunt. Dass es da auch noch Gwent gibt, wissen wohl viele, aber den meisten – der Mainstream halt – wird wohl bei CD Projekt RED in allererster Hinsicht an den Hexer denken. Kein Wunder! Der Geniestreich unter den modernen Action-RPGs verkaufte sich seitdem phänomenale 65 Millionen Mal. Diesen Erfolg hat die Netflix Serie The Witcher, von der es mittlerweile zwei Staffeln gibt und eine dritte angekündigt ist, natürlich nochmal ordentlich angekurbelt und das 2022 noch erscheinende Next-Gen-Update für das Hauptspiel wird sein Übriges dazu tun.

Doch da ist noch ein zweites, nicht minder erfolgreiches Franchise: Cyberpunk 2077! Damals noch ein in Entwicklung befindliches Spiel, was extrem große Ambitionen mit sich brachte, viel zu viel versprach und CD Projekt RED mit voller Wucht, die blanke Realität ins Gesicht kotzen ließ. Anders kann man es nicht sagen. Warum ich dies hier erwähne? Na ja, Cyberpunk 2077 hat zum Großteil dazu beigetragen, dass das CD Projekt RED, bald nicht mehr das ist, was ihr vor Jahren noch kanntet. Es wird anders sein, hoffentlich großartig und weit mehr an der Realität angesiedelt sowie geerdeter als je zuvor.

Das Cyberpunk 2077 Desaster

Lassen wir uns das fix abhandeln und dann schnell zum „Can we skip to the good part?“ weitergehen. CD Projekt RED musste mit Cyberpunk 2077 knallhart lernen, dass gute PR – und ehrlich gesagt viel zu übertriebene PR – nur eines kann, einen völlig überzogenen Hype erschaffen, der ihnen aber letzten Endes nur das Rückgrat gebrochen hat. Es war der 9. Dezember 2020, das Internet rastete aus, keine 24h Stunden mehr und das gefühlte -Spiel des Jahrtausends- wird erscheinen. Zahlreiche Streamer werden teils 10-12h nonstop Cyberpunk 2077 zeigen und die ersten Reviews geben dem ganzen auch noch recht. Sehr hohe Wertungen wurden vergeben, hier und da kleinere Bugs, aber nichts, was man im Nachhinein nicht patchen könnte. Alle waren erleichtert. Die Wertungen können nur gutes bedeuten!

Ja, Pustekuchen. Vielerorts wurde berichtet, dass man nur Zugriff auf die PC-Version bekommen habe und die PS4 wie Xbox Versionen schlichtweg gefaked in Videos gezeigt wurden, die nicht ansatzweise der Realität entsprachen. Es wurde sogar behauptet, dass die Old-Gen-Versionen „überraschend gut liefen“. An dieser Stelle ein nettes F**** Y** an CDPR. Sorry, der musste sein! Am Release-Tag selbst und auch die Wochen danach, mussten wir alle enttäuscht feststellen, ja CD Projekt RED kocht auch nur mit Wasser. Wie wir alle!

Der krasse Umbruch

Nach dem Release von Cyberpunk 2077, war nichts mehr wie vorher. CDPR betrieb derweil Schadensbegrenzung, in dem man selbst noch über Weihnachten mehrere Hotfixes zum Download bereitstellte. Dann wurde es aber auch, was die Kommunikation zu der Community angeht und allgemein sehr, sehr, ruhig. CD Projekt RED, dessen Aktienkurs aufgrund des Debakels faktisch crashte, zog sich zurück. Sehr, sehr lang! Patches wurden veröffentlicht und auch Support geleistet, aber ansonsten gab man sich den leisen Tönen hin und sagte erstmal nur eines: Nichts!

Man wollte mit der Funkstille natürlich Gras über die Sache wachsen lassen und hoffen, dass man mit einem blauen Auge davon kommt. Kein Wunder, es stehen immerhin sehr viele Jobs auf dem Spiel und viel Geld und obendrein ein Image, was zwar eh erstmal ramponiert ist, aber man nicht noch weiter kaputt machen wollte. Neue Inhalte für Cyberpunk 2077? Vielleicht sogar eine Erweiterung? Wurde alles drastisch nach hinten verschoben, um das Spiel fertigzustellen, was viel zu früh auf den Markt geworfen wurde. Warum? Darüber kann man nur spekulieren. Einerseits das lukrative Weihnachtsgeschäft, andererseits die lieben netten Investoren, die nun endlich Ergebnisse für ihr investiertes Geld sehen wollten. Man kann da nur spekulieren.

CD Projekt RED rappelt sich wieder auf!

Jetzt sind 2 Jahre vergangen, in dem sich CD Projekt RED extrem bemühte wieder das aufzubauen, was in die Brüche ging: Dem Entwickler, dem man blind vertraute, wieder sowas wie Vertrauen zu schenken. Ich bin ganz ehrlich, was Patches und Updates betrifft, okay, da haben sie mich schon wieder. Aber was neue Spiele angeht, da will ich offen sein, da bin ich mit einer gesunden Skepsis dabei und das solltet ihr ebenfalls tun, trotz Fan-Dasein! Aber es wird eine Menge getan, um genau dieses Vertrauen weiterhin zu stärken und das ist der Grund, warum ich diesen Artikel schreibe. CDPR machte sich mächtig Luft, stellte wahnsinnig viel um und geht neue Wege. Doch welche sind das?

Hallo und herzlich willkommen Unreal Engine 5!

Der offensichtlichste und auch öffentlich bekannteste Punkt ist die Grafik-Engine, mit der CDPR seit über 10 Jahren seine Spiele entwickelt. Die REDengine geht mit The Witcher – A New Saga begins in Rente, und wird auch bei Cyberpunk 2077 nach der Erweiterung Phantom Liberty keine Verwendung mehr finden. Inwiefern das bei Gwent geschieht, wurde bisher nicht kommuniziert.

Die Unreal Engine ist seit Jahrzehnten ein sehr oft verwendeter, von Epic Games entwickelter, Grafikmotor. Neben der Snowdrop-Engine (The Division 1, 2), Anvil-Engine (Assassins Creed), der CryEngine (Hunt: Showdown) und der Unity-Engine (Genshin Impact), eine der am weitesten entwickelten und verbreitetsten Spiele-Engines überhaupt. Sehr performant, stabil und für alle bekannten Plattformen bereits optimiert. Auf dieser Technik-Basis soll nun die neue The Witcher Trilogie und der Nachfolger von Cyberpunk 2077, Codename „Orion“, entstehen.

Warum ist das gut? CD Projekt RED hat damit eine weitaus besser entwickelte Technik-Basis als vorher und wird ihr größtes Manko, was sie seit Jahren mit sich herumschleppen, endlich los. Nämlich der immer schlechten Performance auf Konsolen. Man könnte fast meinen, CDPR liebt den PC und möchte nur zähneknirschend was mit den Konsolen am Hut haben. Andererseits haben sie mit Epic Games einen verdammt starken Partner an ihrer Seite, der ihnen helfen kann, das letzte Quäntchen an Leistung aus ihren Spielen herauszuholen. Und zu guter Letzt und gaaanz wichtig. Es gibt weitaus mehr Talente, die sich mit der Unreal Engine 5 auskennen als mit der hauseigenen REDengine. Ihr könnt euch dazu gern meinen Artikel durchlesen, da gehe ich sehr intensiv auf die Vorteile mit der Unreal Engine ein.

Nicht mehr nur ein Franchise, sondern 3!

Beim Strategy Update gab es eine Folie, die alle aufhorchen ließ. Neben dem bekannten The Witcher und Cyberpunk 2077 Franchise, gab es noch einen neuen Namen in der heiligen Dreifaltigkeit. Projekt HADAR! Noch mit Codenamen versehen und völlig ohne Infos. Dies soll neben den bekannten IPs eine völlig neue werden. Was das wird und wann dies kommt, noch völlig unklar. Man munkelte in der Community bereits, es könnte ein Zombie-Shooter oder gar MMO werden? Keine Ahnung. Lassen wir uns überraschen!

Multiplayer, Games as a Service, alles möglich.

CD Projekt RED sind seit jeher bekannt dafür, RPG-Liebhaber zu sein und vor allem Geschichtenerzäler. Ihr Fokus lag immer auf, wie man so schön sagt, story-driven Singleplayer-Games. Also Spiele, in deren Fokus die Story stand. Kein Multiplayer, kein Game as a Service, mit Events, monatlichen Updates oder oder oder. Doch das soll sich ändern! Man überlegt sogenannte „Multiplayer-Experiences“ zu entwickeln, die Spielern ermöglicht auf neue Art und Weise miteinander zu spielen. Ich sag das jetzt so reißend, weil ich nicht denke, dass CDPR einfach so einen Multiplayer an Cyberpunk 2077 flanscht und dann sagt, ja hier habt ihr euren Multiplayer. Sie wollen und werden neue Wege gehen, die zu ihrer Art von Spielen passen.

Obendrein will man mit den eigenen Franchises noch crossmedialer werden. Was heißt das? Sie machten es bereits jüngstens mit Cyberpunk: Edgerunners vor. Eine Anime-Serie auf Netflix passend zum Spiel. Es gibt sogar eine Jacke, paar Waffen und eine Quest im Spiel, die den Anime und das Spiel miteinander verbindet. Und die Serie selbst nimmt sehr oft Bezug auf das Spiel. Ach was sag’ ich, es spielt im Spiel!

In Zukunft wär laut dem Strategy Update noch viel mehr möglich. Ein Cyberpunk-Film? Eine Real-Action-Serie? Spin-Offs zum Spiel oder gar Events im Spiel? Bücher, Comics, Mobile Games *ürgs* Ich muss zugeben, finde ich alles cool – bis auf Mobile – insofern es cool umgesetzt ist und ich traue CD Projekt RED zu, dass sie das hinbekommen.

Mehrere Standorte und mehr Partner

Das Entwicklerstudio wird in Zukunft nicht nur in Polen anzutreffen sein. Zwar bleibt die Hauptniederlassung da, aber es werden neue Teams an neuen Standorten geschaffen. Bisher gibt es bereits Studios in Warschau, Krakau und Breslau. Hinzukommen werden Vancouver und ganz neu Boston. Merkt euch diesen letzten Standort, den dort wird der Nachfolger zu Cyberpunk 2077 entstehen. Pawel Sasko (Acting Lead Quest Designer) wird sich auf den Weg in die USA machen und dort ein neues Team aus alten Veteranen – die Cyberpunk 2077 bestens kennen – und neuen Talenten zusammenstellen, um aus Orion das bestmögliche Spiel zu entwickeln. Zu dem ganzen gesellt sich noch The Molasses Flood. Ein kleines Indie-Studio, was vor einiger Zeit von CDPR aufgekauft wurde und für Spiele wie „The Flame in the Flood“ bekannt ist und aktuell an einem unangekündigten Spiel im Witcher-Universum arbeiten.

Bye bye, Old-Gen!

Sagen wir es, wie es ist: Die Old-Gen, also Xbox One, PS4 und ihre stärkeren Vertreter Pro und X, sind für die Entwickler, die nun endlich auf der Next-Gen die Sau rauslassen wollen, schlichtweg eine Last. Klar, lässt sich damit aktuell, durch die geringe Verfügbarkeit der Next-Gen-Konsolen noch das größere Geld verdienen. Aber diese alten Konsolen und ihre dementsprechend alte Hardware limitieren die Entwickler mittlerweile so immens, dass es beinahe eine Kunst darstellt, Spiele, die für Next-Gen gedacht sind, darauf zum Laufen zu bringen.

Was passiert, wenn man einen Next-Gen-Titel, der auch wirklich Next-Gen ist, versucht auf die alte Generation zu pressen, hat man wunderbar mit Cyberpunk 2077 gesehen. Allen voran die PS4 Version, aber auch die Xbox haben ein miserables Bild abgegeben. Selbst heute kann man den Zustand nur als „zufriedenstellend“ einstufen. Daher entschied CDPR das, was kommen musste. Sie sägten die Old-Gen kurzerhand ab. Alle künftigen großes Updates werden nicht mehr für PS4 und Xbox One erscheinen. Patches ja, Updates nein! Auch die Erweiterung Phantom Liberty, wird nur noch für PS5 und Xbox Series X angeboten. Ich sage dazu nur eins: Endlich! Ich will endlich sehen, was CDPR mit der Next-Gen anstellt. Dadurch werden auch wieder Ressourcen frei, die in die Entwicklung von Updates einfließen können. Das könnte einiges beschleunigen. Ist zwar schade, für alle, die noch keine Next-Gen-Konsole besitzen, aber dieser Schritt, wäre so oder so früher oder später gekommen.

Huch, das war aber viel!

Aber fassen wir nochmal zusammen!

Ihr seht, CD Projekt RED ist im Wandel. Mehr als je zuvor! Manche Sachen ergeben sich aus der Sache der Natur (Old-Gen) und viele Dinge sind aus dem gewachsen, was in der Vergangenheit schieflief. Offensichtlich hat man aus vielen Fehlern gelernt. Dass man merkt man auch daran, dass über Updates erst geredet wird, wenn sie fertig sind. Und dann kommen sie instant zum Tag des Streams raus. Keine leeren Versprechungen, keine komischen Hinweise. Einfach abliefern!

Wie seht ihr die Zukunft von CDPR? Habt ihr Bedenken, wie das sich entwickelt, oder vertraut ihr unserem liebsten Entwickler wieder voll? Schreibts mal in die Kommentare bei Twitter!

Cyberpunk: Edgerunners – meine EHRLICHE Meinung.

Der 13. September 2022 ist vorbei und die Anime-Serie von Studio Trigger ist bei Netflix mit einem Umfang von 10 Folgen a 20-25min gestartet. Einige konnten sogar die ersten 3 Folgen als Weltpremiere in einem Co-Stream, der einen Tag zuvor bei CDPR auf Twitch stattfand, mit den Entwicklern gemeinsam schauen. Ich habe die Serie nun komplett einmal in Deutsch geschaut, plus die ersten 3 Folgen in Englisch und später, wegen des Vergleichs, paar mal in Deutsch und Englisch hin und her geswitcht. Hier nun meine ehrliche Meinung.

Noch ein paar Worte zum Anfang. Cyberpunk: Edgerunners ist -meine allererste Anime-Serie-, die ich komplett durchgeschaut habe. Ich habe also in dem Bereich des Animes fast keinerlei Erfahrung, bis auf bisschen Psycho-Pass und paar Folgen Death Note. Finde aber auch, dass das man das nicht haben muss. Im Gegenteil, der Anime ist an die Fans des Spiels und auch ans Massenpublikum gerichtet. Diese Review spiegelt auch meine persönliche Meinung wieder und muss nicht mit deiner übereinstimmen. Aber nun, legen wir los!

Ein Weltklasse-Intro und ein sehr guter Anfang.

Große Schriften, affengeil gestaltet und animiert. Das Intro! Das ist meiner Meinung nach sehr sehr gut gelungen, trotz dessen skippte es aber dennoch nach 3-4mal sehen, weil es irgendwann einfach zu lang wurde. Wie ich aber weiß, sind solche tollen Intros im Anime-Bereich leider eine Seltenheit. Von der Gestaltung, nicht von der Länge.

Wer die ersten 3 Folgen schaut, wird merken, viele Szenen kennt man bereits aus der PR, die Vorfeld auf allen Kanälen stattfand. Wer obendrein Cyberpunk 2077 rauf und runter spielt, und das werden sehr viele sein, wird so viele „Das kenn ich doch“-Momente haben, wie selten in einer Serie. Night City und seine umgebenden Bandlands sind der Star und der Schauplatz des Ganzen. Was so weit geht, dass man im Spiel sogar herausfinden kann, welcher Charakter wo wohnt und wo was exakt spielt. Auch der Wiedererkennungswert ist erstaunlich(!) gut gelungen. Aber dazu später mehr im Abschnitt Animation und Grafik.

Cyberpunk: Edgerunners beginnt sehr chillig und baut in der ersten Folge seine Story gemächlich auf und hat dabei ein gutes Pacing. Zu mindestens in den ersten 3 Folgen! Ich mag jedes Mal weiterschauen wollen, weil ich wissen will, wie es weitergeht, das ist sehr gut, setze ich aber bei einer guten Serie voraus. Leider lässt aber das Pacing im letzten Drittel etwas nach, und zum Ende hin ist es gefühlt auch etwas zäh. Mehr dazu unten im Spoilerteil.

Lokalisation, Ton und Sprachstil

Die Anime-Serie hat ungewöhnlich viele Voice-Overs, satte 12 Stück! Was ich, wie ich in Erfahrung bringen musste, nicht der Standard ist. Da hat CD Projekt RED und Studio Trigger vorbildliche Arbeit geleistet. Auch ist die Vertonung im Englischen sehr gut gelungen und im Deutschen gut bis sehr gut. Es gibt aber Abstriche. Den man hat im Deutschen auf Teufel komm raus, sehr viele Begriffe „eingedeutscht“.

Was meine ich damit? Naja, in der deutschen Cyberpunk 2077 Fassung ist es so, dass man ein wenig „Denglisch“ spricht. Also dass trotz deutscher Fassung, des Stiles halber, manche Worte im Englischen belassen wurden. Bei Edgerunners wurden aber einige Begriffe wie Nova, Preem, das in Night City vorkommende WALK / DONT WALK und auch das Titelgebende „Edgerunner“ übersetzt. Da wurde aus Nova sowas wie mega oder krass, und aus dem Edgerunner eben halt „Cyberpunk“. Rein von der Übersetzung her, nicht falsch. Aber stiltechnisch, naja. Da wird eben halt manchmal gefragt, ob man ein Cyberpunk werden mochte. Was mich wunderte XD Sind den in diesem Franchise nicht ALLE automatisch Cyberpunks? Wir sind im Cyberpunk-Genre! Hätte es schöner gefunden, dass man den Begriff „Edgerunner“ auch dabei belässt.

Bis auf diese kleine Sache ist die Übersetzung aber CD Projekt RED typisch gut gelungen und ich bin SOOOO dankbar, dass es ein deutsches Voice-Over gibt. Ich bin einer derjenigen, der nicht gern japanisch mit dt. UT schaut. Es ist anstrengend XD Bin auch sehr begeistert, dass man mit aller Konsequenz den cyberpunkigen Sprachstil beibehält. Es gibt teilweise Szenen, da wird mit Schimpfwörtern und Fäkalsprache nur so um sich geworfen. Das ist Cyberpunk, so muss das! Es war durchweg eine pure Freude den Dialogen zuzuhören, weil Sie so gut geschrieben sind.

Was den Ton betrifft, musste ich feststellen, dass die Abmischung etwas komisch ist. Es gibt massig Actionszenen, in denen auch gesprochen wird. Nur in diesen hektischen Szenen versteht man oftmals nicht, was die Figuren sagen. Wenn es schrei-Laute sind, von mir aus. Aber wenn Aussagen kommen, mag ich die verstehen. Das Ganze ist aber nur so, weil die Umgebungsgeräusche das teils übertönen. Es gibt auch Holo-Gespräche, die so schnell gesprochen sind, dass ich mehrfach kurz 15sek zurückspulte, um diesen Satz nochmal zu hören und es letztendlich auch zu verstehen. Vielleicht verstehen die jungen Kids das alles, aber ich mit nahe der 40 habe da so meine Problemchen.

Grafik und Animation

Ich als Fan von Artworks, Grafiken und allem gut gestalteten, hatte seine wahre Freude an dem Anime. Jede Einstellung, jedes Bild ist beinahe ein wahres Fest für die Augen. Quasi jede Szene ist ein kleines Kunstwerk. Dennoch hätte ich mir manchmal etwas mehr Animation gewünscht. Manche Szenen wirken manchmal etwas zu statisch. An anderen Stellen fiel mir auf, dass manche Szenen gefühlt viel zu schnell ablaufen. Zu mindestens für meinen Geschmack. Es gab auch Szenen, da waren soviel Farben und Details, dass ich nicht erkannte, was geschieht hier da grade eigentlich? Als würde sich alles zu einem Farbenbrei vermischen. Aber alles in allem ist Cyberpunk: Edgerunners ein wahrer Augenschmaus und ein Fest für Anime-Gucker.

Ihr werdet zudem auch vom HUD der Figuren vieles wiedererkennen. Wenn Lucy zum Beispiel das versucht das EIS zu brechen und wie eine bekloppte im Breach-Protokoll ihr Ding versucht. Oder das Holo. Wenn sich Figuren melden, weil diese einen Job haben oder dir einfach was mitteilen. Auch Fahrzeuge, Häuser und sogar Waffen kann wiedererkennen. Also da wurde großer Wert gelegt, das sich Fans des Spiels sofort wiederfinden, was ich ehrlich gesagt echt cool finde. Auch Night City und die umgebenden Badlands sind grafisch einfach Bombe!

— SPOILER WARNUNG —

Story und das Ende

Wie in all den anderen Abschnitten, gibt es auch hier viel Licht und auch Schatten. Eines vorweg: Mir gefiel die Story, aber nicht das Ende. Aber worum geht es eigentlich?

David Martinez, ein kleiner Punk, der mit seiner Mutter in Night City lebt und auf die Arasaka Akademie geht. Seine Mutter versucht mit ach und krach die Schulgebühren und die Miete zu verdienen. Zur Not mit so legalen Jobs. David fällt natürlich in der Akademie auf, hat mit so manchen seine Probleme. Durch einen Zwischenfall, in dem seine Mutter auch zu Tode kommt, kommt David an eine Cyberware und wird damit superschnell und auch derbe stark. Dieser schließt sich dann einer Gang an, der auch Lucy, Rebecca etc. angehören. Irgendwann übertreibt es aber David mit der Cyberware und wir Chooms wissen, was das bedeutet. David wird immer mehr zum Cyberpsycho. Was letztendlich auch geschieht.

CD Projekt RED beweisen mal wieder, sie können wahrlich gute Storys schreiben. Vor allem interessant und durchweg spannend. Die Charaktere sind allesamt gut geschrieben, in ihrer Motivation nachvollziehbar und es macht Fun ihn zuzusehen. Auch die Idee mit Faraday und seinen 4 Augen (3 links und eines rechts). WOW! Der Humor kommt ebenfalls nicht zu kurz. Am Anfang des Artikels erwähnte ich mal das Pacing. Das ist in den ersten 3-4 Folgen wirklich sehr gut. Das lässt aber in den letzten Folgen nach und man verheddert sich ein wenig in Sachen, wo ich manchmal dachte. Wann gehts nun weiter? Mir gefällt zudem nicht, was aus David Martinez wurde. Ich mochte das Kerlchen wie er Anfangs war, mit ein wenig Cyberware. Als er dann ein Badass-Muskelprotz mit tonnenweise Cyberware wurde, gefiel mir die Richtung nicht mehr ganz so gut. Am Ende hatte ich das Gefühl, ja Ideen sind langsam Mangelware, jetzt lasst es eskalieren und steigert alles ins unermessliche, egal wie bekloppt und albern das wirken mag. Ich weiß, im Cyberpunk ist alles krank und krass. Aber selbst das passiert bedacht und mit Stil. Was am Ende mit David dann aber passiert, verrate ich euch aber nicht. Nur soviel, ein euch bekannter Kontrahent aus Cyberpunk 2077, tritt gegen David an.

Fazit

Es mag viel heißen, dass selbst diejenigen, die bisher keine Anime schauten, sich diesem zu Gemüte führen. Er ist verdammt gut umgesetzt und für jeden Fan von Cyberpunk 2077 und die, die es noch werden wollen, ein MUST-HAVE! Trotz des für mich etwas „Naja-Ende“, würde ich mir supergern eine 2te Staffel wünschen. Hoffentlich wird mein Wunsch von CDPR und auch Trigger erhört. Ich kann mich nur wiederholen, gut geschriebene Charaktere, grafisch Top! Man spielt hier in der Oberliga der Anime mit und hat mich dazu bewegt, als Neueinsteiger in diesem Genre, nach anderen Anime zu suchen. Daher eine glatt 9/10! Oder wie es David Martinez sagen würde: SCHEIßENGEIL!